[English version] Union Jack

Geschichte der Tauberkraft GmbH

Das Wasserkraftwerk heute

Die Idee

Zu einem "brain-storming" mit dem Thema "Neue Arbeit auf dem Lande" hatte die Tagungs- und Bildungsstätte Vorbachmühle Weikersheim für den 5. März 1994 sozial- und umweltpolitisch engagierte Menschen aus dem südlichen Main-Tauber-Kreis eingeladen. Die Initiatoren wollten sich nicht mit der Tatsache abfinden, dass durch die Massenarbeitslosigkeit immer mehr Menschen im gesellschaftlichen Abseits landen.

Bei der Methode des brain-storming werden zunächst möglichst viele Ideen geäußert, ohne sie zu bewerten, auch wenn sie scheinbar abwegig sind. Erst nach dieser kreativen Produktionsphase folgt die Bewertung der Einfälle. Viele gute Ideen kamen zur Sprache und wurden hin und her diskutiert, darunter auch der Gedanke, mit umweltfreundlicher Energiegewinnung Arbeit zu schaffen. Obwohl es noch ein weiter Weg sein sollte, bis diese Idee Wirklichkeit wurde, kann dieser Tag als die Geburtsstunde der Tauberkraft GmbH bezeichnet werden.

Erste Schritte

Die Idee, aufgegebene Wasserkraftwerke an der Tauber und ihren Nebenflüssen wieder zu reaktivieren, fand Anklang. Gewisse Erfahrungen waren auch schon vorhanden, denn die Vorbachmühle selbst betreibt eine Turbine, um den Strom für eine Wärmepumpe zu gewinnen, mit der sie ihr Gebäude heizt. Wie man jedoch eine Firma gründet und das nötige Kapital beschafft, das wusste niemand.

Die Gruppe suchte nach Vorbildern, an denen sie sich orientieren konnte. Viele Sitzungen waren nötig, bis ein Gesellschaftsvertrag entworfen und die zehn Gesellschafter gefunden waren, die schließlich am 12. Juli 1995 auf dem Notariat in Creglingen die Tauberkraft GmbH gründeten.

Der Standort

LageplanParallel zur Firmengründung ging die Gruppe auf die Suche nach geeigneten Standorten. Die Tauber führt relativ wenig Wasser und hat nur ein geringes Gefälle. Ein Wasserkraftwerk ist jedoch primär bei viel Wasser oder großem Höhenunterschied wirtschaftlich. Daher war klar, dass der Standort klug gewählt werden musste, wenn die Investition zumindest kein Verlustgeschäft werden sollte. Mehrere mögliche Standorte wurden unter die Lupe genommen und wieder verworfen. Bei genauerer Betrachtung wäre ihre Realisierung entweder sehr teuer gekommen, oder die Stromausbeute zu gering gewesen.

In Schäftersheim wurde die Tauberkraft dann jedoch fündig. Dort gab es ein intaktes Stauwehr, so dass nur in ein Kraftwerk selbst investiert werden musste, nicht in das Wehr. Früher arbeitete dort eine Turbine der Überlandwerke Schäftersheim, die jedoch längst abgebaut war. Für die Tauberkraft GmbH war dieser Standort ideal. In der Firma Münstermühle aus Langenau fand man einen kompetenten Partner, der die Planung der Anlage übernahm. Die innovativen Ideen dieser Firma führten zu der kostengünstigen Lösung, die Wasserkraftanlage in Beton-Fertigbauweise zu erstellen, welche die Investition rentabel erscheinen ließ.



Kapitalbeschaffung

Im Juli 1998 waren die Pläne fertig, die Baugenehmigung wurde beantragt. Die Tauberkraft erstand ein kleines Grundstück neben dem Wehr in Schäftersheim und ließ bereits ein Kabel verlegen, über das später einmal der Strom ins Netz des Überlandwerks Schäftersheim eingespeist werden konnte. Es zeichnete sich also ab, dass eine realistische Chance bestand, das Kraftwerk bauen zu können. Diese Chance wurde zur Gewissheit, als Ende Dezember 1998 die Baugenehmigung erteilt wurde. Noch aber gab es ein großes Hindernis. Die Baukosten wurden mit 700.000 Mark (das entspricht 357.904 €) veranschlagt. Zumindest die Hälfte dieses Betrages musste aus Eigenmitteln bestritten werden, die andere hätte man von den Banken bekommen können. So viel Geld konnten die Gesellschafter der Tauberkraft nicht alleine aufbringen. Es musste Unterstützung her.

Mit der Gewissheit, kein Luftschloss zu präsentieren, sondern eine baureife Planung in der Tasche zu haben, ging die Tauberkraft GmbH an die Öffentlichkeit. Mit einer Informationsveranstaltung am 22. Januar 1999 in Schäftersheim warb sie um Unterstützung für ihr Projekt. Ihre seriöse Präsentation überzeugte. Sie fand letztlich fast 60 Gesellschafterinnen und Gesellschafter, die unterschiedlich große Anteile am Wasserkraftwerk in Schäftersheim zeichneten und die gesamte Bausumme finanzierten! Bankdarlehen mussten nicht mehr aufgenommen werden. Die Tauberkraft gewann auf diesem Weg jedoch mehr als nur Geldgeber. Sie fand Menschen, die auch ideell hinter dem Projekt standen und die Geschäftsführung unterstützten. Einem dieser Gesellschafter ist es zu verdanken, dass die Tauberkraft auf ein neues Förderprogramm der Bundesregierung aufmerksam wurde, das wie ein Maßanzug passte. Bedingung war, dass die Anlage im März noch nicht begonnen war, aber bereits am 15. November 1999 lief. Weil die Baupläne fertig, die Baugenehmigung erteilt war und die Bauzeit durch die Fertigbauweise extrem kurz gehalten werden konnte, konnten diese Bedingungen erfüllt und der Zuschuss beantragt werden. Dieser rasch bewilligten und ausbezahlten Hilfe des Bundesamtes für Wirtschaft ist es mit zu verdanken, dass das Kraftwerk heute arbeitet.


Stand: 27. November 1999